Bevor die Frauen im Winter mit dem Spinnen beginnen konnten, musste das Spinn- material mit dem Hechelkamm gekämmt und gesäubert werden, die Schafswolle hingegen mit der Wollkartatsche. Beim Hecheln fiel zuerst das minderwertige Spinnmaterial aus, das zu groben Fäden versponnen wurde. Daraus wurden Säcke und grobe Tücher für Matratzen gewebt. Das feine Spinnmaterial wurde gesondert aufgewickelt. Daraus wurden Fäden gesponnen, die zum Weben für bessere Leintücher bestimmt waren. Die Frauen begannen nach Nikolo an mit dem Spinnen und sollten es am Tag der hl. Gertraud, am 17. März, beenden, da ihnen sonst, so der Volksglaube, die Mäuse die Wolle vernichten würden. Das Spinnen war oft mit Geselligkeit und mit dem Kennenlernen von Mädchen und Burschen nach beendeter Arbeit verbunden. Während Stricken reine Frauensache war, beschäftigten sich mit dem Weben Männer. In Köstenberg webten bis 1936 zwei Berufsweber, die „auf Stör“ gingen. Später wurde Tuchware nur mehr gekauft. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gingen „auf Stör“ auch Näherinnen und Schneider. Sie blieben bei ihren Kunden meist eine Woche oder zwei.
