Das Leinbrechen war eine schwerere Frauenarbeit. Mit dem Leinbrechen wurde im November aus Leinstängeln Spinnmaterial hergestellt. Der reife Lein wurde samt der Wurzel ausgerissen, getrocknet und danach geriffelt. Dabei wurden durch die langen Eisenzähne auf der Riffelbank die Stengel so oft durchgezogen, bis die Samenköpfe abfielen. Die Stengel wurden auf der Wiese ausgebreitet und der Sonne und dem Regen ausgesetzt, bis die Fasern erweichten. Vor dem Brechen mussten die Stengel neuerlich gerocknet und erhitzt werden. Diese Arbeit wurde von der „suhla“ verrichtet, einer erfahrenen Frau, die die Leinbuschen am Rost über dem Ofen in der Darrhütte oder über der Grube, an deren Grund ein Feuer brannte, erhitzte und wendete. Die Helferinnen legten dann die Stängeln über den unteren Teil der Breche, mit dem oberen Teil wurde so lange darauf geschlagen, bis die minderwertigen, hölzernen Fasern, das Werg, ausfielen. Die Arbeit war anstrengend und die Hausfrau, für die gebrochen wurde, musste für ausreichend gute Speisen sorgen. Die Leinbrecherinnen hatten in diesen Tagen besondere Rechte. Sie liefen Männern nach, die in ihre Nähe kamen. Die „Eingefangenen“ mussten die von den Leinbrecherinnen vorbereitete Blumensträußchen abkaufen. Mit dem eingenommenen Geld kauften sie Getränke oder gingen ins Gasthaus.
m1: Riffelbank
rífl – dial. sl., Hå:rrifl – dial. dt., zum Entfernen der Samenköpfchen von den Leinstängeln, bis Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, Sammlung J. Lesjak.
m2, 3: Breche/Brechel
trlca – dial. sl., Prechl – dial. dt., zum Brechen der Leinstängel, bis zur Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, Sammlung J. Lesjak.